Sinn und Bedeutung des Religionsunterrichts an der Berufsschule
Die didaktische und methodische Neuorientierung an den Berufsschulen und Berufsfachschulen ist schon seit einem guten Jahrzehnt im Gange. Die Globalisierung der Wirtschaft, die neuen Möglichkeiten der Kommunikation untereinander und damit verbunden umfangreiches Wissen jederzeit schnell abzufragen, die permanente Verfügbarkeit und die damit verbundenen Wachstumsmöglichkeiten von Wirtschaft und Wissen – die Halbwertszeit der Aktualität von Fach- und Prozesswissen wird immer kürzer – zwangen auch die Schulen, vor allem die für die berufliche Bildung, neue Wege zu gehen.
Gefragt ist nicht mehr statisches Wissen, das für Jahrzehnte oder gar für Jahrhunderte Gültigkeit besitzt, sondern Kompetenzen, die es dem Einzelnen erlauben, sich schnell auf neue Anforderungen einzustellen, und selbständig umzusetzen. Kompetenzen wie Sprach-, Methoden-, Sozial- , Prozess- und Fachkompetenz bestimmen eine neue Art des Lernens, das in den Schulen eingeübt werden muss und Handlungskompetenz zum Ziel hat.
Dieser Prozess ist für berufsorientierte Fächer weitgehend abgeschlossen. Auch die allgemeinbildenden Bereiche wie Deutsche Sprache und Sozialkunde haben durch eine neue Ausrichtung ihrer Lehrpläne nachgezogen.
Mit der Neugestaltung des Lehrplanes im werteerzieherischen Bereich, also der Religionslehre, sowohl evangelisch als auch katholisch, wurde nun auch hier dem kompetenzorientierte Aspekt Rechnung getragen.
„Das Kompetenzstrukturmodell für das Fach Katholische Religionslehre ist schulartübergreifend angelegt. Auf der Basis fachdidaktischer Konzepte und der bischöflichen Richtlinien zu Bildungsstandards beschreibt es inhaltsbezogene und prozessbezogene Kompetenzen. Es geht v. a. von drei Prinzipien aus:
1. Lernen ist unter Einbeziehung von Lebenssituationen der Schülerinnen und Schüler ein aktiver, selbstgesteuerter und kommunikativer Prozess.
2. Lernen wird unter seinen prozessualen Aspekten betrachtet und nicht nur von den definierten Lerninhalten her.
3. Die Eigenverantwortung und Selbststeuerung des Menschen ist stets zu berücksichtigen.
Bei der Entwicklung und Entfaltung umfassender Handlungskompetenz sind inhalts- und prozessbezogene Kompetenzen miteinander verschränkt. Inhaltsbezogene Kompetenzen benennen die Gegenstandsbereiche, die zentrale Inhalte des christlichen Glaubens und wichtige Elemente anderer Religionen und Weltanschauungen umfassen. Prozessbezogene Kompetenzen beschreiben die Fähigkeit und Bereitschaft der Begegnung und Auseinandersetzung mit den Inhalten und Formen des christlichen Glaubens sowie anderer Religionen und Weltanschauungen.
Das Fach Katholische Religionslehre fördert die Bereitschaft, die Fähigkeit und die Offenheit für den vernünftigen Dialog mit dem Christentum, bezweckt aber nicht, die persönliche Entscheidung für eine Überzeugung zu lenken.
Die prozessbezogenen Kompetenzen dienen dem Erwerb persönlicher religiöser Orientierungsfähigkeit. Die Kompetenzen Wahrnehmen, Verstehen, Urteilen, Gestalten, Kommunizieren und Teilhaben beeinflussen sich im Vollzug wechselseitig: Sie beanspruchen sich, regen sich an oder steuern sich gegenseitig."
Der handlungsorientierte Ansatz setzt auch ein fächerübergeifendes Lernen voraus. Dabei wirken fachlicher und allgemeinbildender Unterricht zusammen, um eine Ganzheitlichkeit in der Bildung zu erreichen. In den einleitenden Worten des neuen Lehrplans heißt es:
„Katholische Religionslehre trägt dazu bei, indem sie systematisch und vernunftgemäß Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung persönlicher Überzeugungen und Werthaltungen, der Übernahme von Verantwortung und dem Bewusstsein für das Angewiesensein auf andere unterstützt. Deshalb ist die Katholische Religionslehre getragen von Dialogbereitschaft und ökumenischem Bewusstsein. Die Katholische Religionslehre sucht die Zusammenarbeit mit anderen an der jeweiligen Berufsschule vertretenen Religionen und Konfessionen bei der Mitgestaltung des Schullebens, sei es bei Jubiläen, Festen im Jahreskreis oder im Kirchenjahr, aber auch besonderen Ereignissen, die das Miteinander der Schulgemeinschaft und ggf. auch Aktivitäten der Schulpastoral und Krisenseelsorge erfordern........
Beim Erwerb inhalts- und fachbezogener Kompetenzen ergänzen sich Katholische Religionslehre und die allgemeinbildenden Fächer Deutsch und Sozialkunde wechselseitig. Es werden hermeneutische Fähigkeiten, Sprach- und Ausdrucksfähigkeit und Medienbildung gefördert sowie das Verständnis für Zusammenhänge in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft erweitert und vertieft.