Sind wir eine gute Schule?
...Die vollkommene Schule gibt es eben nur als Vision. Jede Schule muss immer Kompromisse eingehen...
(Otto Seydel, Die deutsche Schule, 2005)
Die Frage, was eine gute Schule ausmacht, wie und ob man die „Güte" einer Schule messen kann und was wir tun können, damit die Schule noch „besser" wird, beschäftigt uns nicht erst seit der externen Evaluierung in diesem Schuljahr. Die Ansätze Otto Seydels münden nicht in Zielvorgaben und Schulentwicklungskonzepten, sondern in sechs Kriterien, die nützlich sein können, um die Qualität von Schule zu beurteilen. Diese Kriterien erheben einen sehr hohen Anspruch und der Autor nennt dies eine „Utopia" in der Schulentwicklung.
Was sind das nun für Kriterien und wie kann man sie evaluieren?
Eine gute Schule
-
nimmt die Schüler ernst und in ihrer Individualität wahr
-
vermittelt und sichert Basiskompetenzen für alle
-
vermittelt Wissen und lernt Verstehen
-
motiviert zur Leistung
-
muss mehr sein als ein Lernort
-
ist selbst eine lernende Institution
Man darf keinesfalls nur die „Quantität" von Schule messen, sondern deren Qualität, denn Bildung ist mehr als Schulstatistik. Andreas Schleicher, der Koordinator der PISA-Studie erklärt dies wie folgt: „Daten sind unsere Freunde, aber auch selbst die besten Freunde wissen nie die ganze Wahrheit".
Das Qualitätsmanagementsystem für berufliche Schulen kurz „QmbS" genannt, verfolgt genau diesen Ansatz. Im Rahmen des Modellversuches Profil 21 wurde dieses qualitätssichernde System vor 5 Jahren an der Berufsschule Neumarkt verbindlich eingeführt. Wir haben diesen Weg der Qualitätssicherung sehr engagiert, nachhaltig und bisher auch sehr erfolgreich beschritten.
Nun zu den wesentlichen Elementen von QmbS im Einzelnen:
-
QmbS geht von einem schuleigenen Qualitätsbegriff aus, der durch die Schulfamilie über das Leitbild festgelegt wird.
-
Der Prozess der Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung wird kontinuierlich begleitet von einem unabhängigen Lenkungsteam (Steuergruppe), das die Prozesse steuert und kontinuierlich evaluiert.
-
Ein regelmäßig eingeholtes Individualfeedback bei Schülern und Lehrern gibt Rückmeldung über die aktuellen Lern-, Erziehungs- und Führungsprozesse.
-
Die interne Evaluierung (Lehrer, Schüler, Ausbildungsbetriebe) zeigt den Ist-Zustand auf. Über eine Stärken-Schwächeanalyse können so Schwachstellen gefunden und Stärken wahrgenommen werden. Damit ist es möglich, Ziele zur Qualitätsentwicklung abzuleiten und Maßnahmen zur Umsetzung des Verbesserungsprozesses zu beschreiben.
-
In einem Qualitätshandbuch werden alle qualitätssichernden Abläufe dokumentiert und fortgeschrieben.
-
Die nun durchgeführte externe Evaluation, liefert uns die sehr wichtige Bewertung von „außen", da man erfahrungsgemäß die eigenen Fehler häufig weniger schnell erkennen kann.
Langfristig kann dies in eine Zertifizierung nach EN ISO 9001 münden. Die Schulen können dann mit einem anerkannten Zertifikat nachweisen, dass sie die Mindestanforderungen entsprechend der definierten Kriterien erfüllen und sich in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess befinden. Die Qualitätsagentur des ISB muss diesen Zertifizierungsprozess durchführen und zeitlich befristete Zertifikate an Schulen vergeben. Die Zuerkennung des Modus-Status ist derzeit ein erster unverbindlicher Ansatz.
Die externe Evaluierung hat uns bestätigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. So wurden insgesamt 23 Qualitätsmerkmale aus dem Bereich Prozessqualität Schule, Unterricht und Erziehung überprüft und dabei wurde uns in 15 Merkmalen die Höchstbewertung „Große Stärke" und bei 4 Merkmalen die zweitbeste Bewertung „Stärke" bescheinigt. Nur 4 Bereiche wurden durchschnittlich bewertet und in keinem Bereich wurde eine „Schwäche" festgestellt. Ein aus meiner Sicht herausragendes Teamergebnis. Ein großes Kompliment an die gesamte Schulfamilie. Solche Ergebnisse können nur erzielt werden, wenn in einem harmonischen Umfeld alle gemeinsam ihren Beitrag leisten.
Hierl, OStD