Jahresbericht Sozialkunde 2012/2013

Der Philosoph Aristoteles bezeichnete den Menschen als ein Lebewesen, das in der Gemeinschaft lebt und auf die Gemeinschaft angewiesen ist. In einer immer komplexer werdenden heutigen Welt ist dieses eingebettet sein in eine soziale Gemeinschaft, die nicht immer die eigene Familie ist, Grundlage der Selbstfindung des jungen Menschen. Gerade die demokratische Staatsform als eine in den Industrieländern prioritären Organisationsform menschlichen Zusammenlebens, erfordert die Notwendigkeit der Mitwirkung seiner Bürger als selbständig denkende und handelnde politische Lebewesen.

Das Fach Sozialkunde hat dabei, neben der reinen Wissensvermittlung die Aufgabe, junge Erwachsene auf diesem Weg zu begleiten.

Besonders zu begrüßen sind deshalb die Aktivitäten der in den letzten Jahren zunehmend aktiven Schülermitverwaltung, die sich trotz der Erschwernisse, die sich aus der strukturellen Besonderheit des Teilzeitunterrichts mit täglich wechselnden Schülersprechern ergibt, für ihre Interessen in der Schulgemeinschaft engagiert und mit Nachdruck einsetzte.

Aber auch hier könnte im Sinne eines "zoon politikon" also eines sozialen, politischen Wesens noch mehr erreicht werden, wenn es gelänge, die Basis, also die Schüler, die sich vertreten lassen und die es eigentlich angeht, noch mehr zu aktivieren.

Mit einzelnen, kleinen politischen Anstößen versuchte der Fachbereich Sozialkunde auch in diesem Schuljahr, mit uneingeschränkter Unterstützung der Schulleitung, dieses Interesse an den eigenen Angelegenheiten zu wecken bzw. zu erhalten.

Im Juni fuhr die Klasse WIN 11b mit Ihrer Klassenleiterin, Frau Christine Bucher zum Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie nach München. Dieser von der Landeszentrale für politische Bildung organisierte Bildungstag bot Schülerinnen und Schülern aller Schularten die Möglichkeit, Arbeitsabläufe in bayerischen Ministerien kennen zu lernen bzw. transparenter zu machen. Gleichzeitig ermöglichte der Kontakt mit Mitarbeitern des Ministeriums den Zugang zur Auseinandersetzung mit politischen Inhalten.

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Vier angehende Bankkaufleute der Berufsschule Neumarkt hatten im März die Möglichkeit an einer Premiere, dem Thementag Israel im Bayerischen Landtag, teilzunehmen. Sie waren eingeladen von Frau Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Landtags um an diesem Tag in verschiedenen Workshops das Verhältnis Deutschland - Israel zu beleuchten. Thementag Israel, das bedeute vor allem den Versuch einer Annäherung auf zwischenmenschlicher Ebene, über mögliche Vorurteile hinweg, um sich der Perspektive des jeweils Anderen nähern zu können. (Extrabericht)

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Vom 17. Juni bis zum 29. Juni fand an unserer Schule eine Ausstellung zum 60. Jahrestag des DDR-Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 statt. Ein Tag, der in der jüngeren Generation kaum noch als historisches Ereignis deutscher Geschichte abrufbar ist, von vielen Historikern aber als Sinnbild für die tiefe Legitimationskrise der SED und ihres geplanten Aufbaus des Sozialismus gesehen wird. Der Besuch der Ausstellung bzw. die

Beschäftigung mit den Inhalten sollten einen kleinen Beitrag zur Erinnerungskultur bzgl. der jüngeren deutschen Geschichte leisten. Eine Vergangenheit, die mit zunehmenden zeitlichen Abstand der Gefahr unterliegt, verklärt zu werden. Hier gilt es immer wieder, die menschenverachtenden Praktiken der damals herrschenden Politfunktionäre in Erinnerung zu rufen, um aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen.

Herzlichen Dank auch dieses Jahr wieder an die Allgemeine Ortskrankenkasse Neumarkt, die in 3 kompakten Veranstaltungen insgesamt rund 200 Schüler im Sozialversicherungsrecht auf die diesjährigen Abschlussprüfungen vorbereitete. Hier gilt unser Dank besonders Frau Zehnder als Organisatorin im "backoffice" und der Referentin Frau Schwarz, die es immer verstand, auf die doch recht unterschiedliche Zuhörerschaft in sehr ansprechender Art einzugehen.

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Eine sehr berührende Veranstaltung gegen Ende des letzten Schuljahres möchte ich nicht unerwähnt lassen. Der Besuch des früheren KZ-Gefangenen Herrn Letic wird an anderer Stelle (Projekte) gewürdigt.

Ich kann heute feststellen, dass das Ziel, das Judenproblem für Litauen zu lösen, vom Einsatzkommando 3 erreicht worden ist. In Litauen gibt es keine Juden mehr." Karl Jäger, SS-Standartenführer, Kommandant des EK3 in Litauen in seinem Bericht vom 01.12.1941.

Ernst Grube, Jahrgang 1932, ist einer der letzten, der aus eigener Erfahrung von der Vernichtung der europäischen Juden erzählen kann. Bei seinem Vortrag am 10. Juli an unserer Schule zeigt er diesen Bericht von Karl Jäger:

"Insgesamt 99.804 ermordete Juden auf Seite 5, der ganze Bericht hat 10 Seiten."

Es geht Grube in seinen Erzählungen aber nicht um Zahlen, das betont er mehrmals, sondern um die Ideologie, die Ausgrenzung und die Minderwertigkeit von Menschen, die heute wieder von Neonazis propagiert wird. Es liegt ihm viel daran, die Zusammenhänge zur heutigen Situation zu benennen. Die Grenzen des Rechts auf freie Meinungsäußerung sieht er da, wo Inhalte zu Rassismus und Gewalt führen können. Ausführlich wird an anderer Stelle über diesen bewegenden Besuch berichtet (Projekte)

Auch in diesem Jahr fuhren wieder einige Kollegen mit ihren überwiegend kaufmännischen Klassen für mehrer Tage nach Berlin, um in der Klassengemeinschaft politische Inhalte zu erschließen und/oder um die Berufsschulzeit mit einer gemeinsamen Städtereise nach Berlin als Höhepunkt abzuschließen.

Dies freut mich einerseits für die Schüler, die sicher viele Eindrücke dieser Reise in ihr zukünftiges Leben mitnehmen und vielleicht bei einem Klassentreffen in 30 Jahren sagen werden: "...weißt du noch auf unserer Abschlussfahrt nach Berlin ...", andererseits bin ich auch ein wenig stolz auf meine Kollegen, die allen bürokratischen Wirrungen der Erfassung der Lehrerarbeitszeit zum Trotz diese wichtige pädagogische Aufgabe mit viel Engagement und Herzblut in ihrer Freizeit unter Inkaufnahme nicht unerheblicher aufsichtsrechtlicher Risiken durchführen.

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Dank sagen möchte ich auch der Schulleitung, die diese Fahrten uneingeschränkt unterstützt und damit erst die Voraussetzung zu diesem Gemeinschaftserlebnis bietet. Herzlich Dank auch an Herrn MdB Alois Karl, der die Neumarkter Berufsschüler bei den Besuchen im Bundestag immer wieder bereitwillig und tatkräftig unterstützt.

Wichtig ist mir auch ein Dank an die komplette Religionsabteilung unter Leitung von Herrn Rupp, die sich seit Jahren mit vielfältigen Aktionen im und außerhalb des Unterrichts für die Förderung des Kinderhospizes in Bad Grönenbach einsetzt.
Herzlichen Dank auch den vielen Schülern und vielen Kollegen, die mit einer Spende zur Finanzierung dieser einzigen derartigen Einrichtung im süddeutschen Raum beitrugen.

Zu Beginn des nächsten Schuljahres stehen gleich zwei sozialkundliche Großereignisse an, die Landtagswahl in Bayern und die Bundestagswahl. Beides sind Themen des Lehrplans der 11. Klasse. Wir möchten uns dazu an dem bundesweiten U18 Projekt beteiligen, bei dem eine Bundestagswahl für Schüler simuliert wird. Das Ergebnis dieser Wahl werden wir zeitnah auf unserer homepage veröffentlichen.

Trappe
Sozialkundefachbetreuer

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