Theater gegen Gewalt

Da unsere Schule sich an der Aktion „Schule ohne Rassismus" beteiligt, hat Gewaltprävention für uns einen hohen Stellenwert. Dass zeitgemäßes Theater dazu einen wertvollen Beitrag leisten kann, zeigte die Aufführung „Und dann kam Alex". Das in Zusammenarbeit mit Psychologen, Pädagogen und dem Bundesverband Mediation entstandene Stationen-Drama von Karl Koch verdeutlicht die Problematik Mobbing, Bullying und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen. Nicht einmal eine Woche später bewies die Tragödie von Winnenden auf erschütternde Weise, wie aktuell dieses Thema leider ist.

Auf Anregung des Schulleiters war das Tournee-Ensemble Radiks aus Berlin engagiert worden und trat am 5. März in der ASV-Halle auf. Besucht haben die Vorstellung die Klassen AGS 10, BGS 10, EGS 10, HGS 10, MMB 11, WEH 10b, WEH11c und WEH 12c, insgesamt nahezu 150 Schülerinnen und Schüler. Mit einfachsten Mitteln und großer Präsenz in den verschiedenen Rollen gelang es den beiden Darstellern, den fiktiven Fall des ewigen Verlierers Alex eindringlich miterleben zu lassen. Der Siebzehnjährige wächst ohne enge Beziehung in einer zerrütteten Familie auf (Vater ist ständig auf Montage und trinkt, Mutter tröstet sich mit einem Liebhaber). Ohne Perspektiven, sucht er vergeblich nach Nähe und Geborgenheit, stößt fast überall auf Sprachlosigkeit, Gleichgültigkeit oder Ablehnung. Über Jahre hinweg von seinen Mitschülern gemobbt, will er schließlich durch eine „Mutprobe" beweisen, dass er ebenso ein ganzer Kerl ist wie die anderen. Damit wird das Opfer zum Täter.

Als er bewaffnet in die Schule stürmt, um seine Mitschüler zu zwingen, ihren Anteil an Schuld zu gestehen, eskaliert die Situation und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Hier bricht das Stück unvermittelt ab.

Dann das Ungewöhnliche: Nach der letzten Szene wenden sich die Darsteller direkt an ihr Publikum. Diese nachbereitende Diskussion dreht sich vor allem um die drängenden Fragen: Wie hätte die Eskalation verhindert werden können? War diese Entwicklung überhaupt vorhersehbar? Wer hätte wann eingreifen können oder müssen? Wer trägt die Schuld? Direkt gefragt, wer in seinem Umfeld bereits Mobbing in irgendeiner Form erlebt hat, meldet sich nach anfänglichem Zögern dann immerhin mehr als die Hälfte der Zuschauer. Auch die beiden Darsteller geben zu, diesbezügliche Erfahrungen gemacht zu haben.

Aber es geht ja nicht darum, die Zuschauer zu belehren. Vielmehr sollen gerade der offene Schluss und die anschließende Diskussion die Jugendlichen dazu auffordern, sich eigene Gedanken zu machen, sollen sie förmlich dazu zwingen, Stellung zu beziehen, auch in den folgenden Sozialkunde-, Deutsch- Religion- und Ethikstunden. Wenn sie dann ihr eigenes Verhalten weiter im Alltag selbstkritisch hinterfragen, ist viel erreicht.

Dass diese außergewöhnliche Form des Unterrichts bei unseren Schülerinnen und Schülern gut angekommen ist, zeigen deren Kommentare im Gästebuch des Ensembles: „Uns hat das Stück sehr beeindruckt"; „ein sehr interessantes Stück"; ...war voll cool !!" Etliche Schülerinnen richteten danach auch noch persönliche Fragen an die Schauspieler.

Erst der Förderverein der Berufsschule ermöglichte die Finanzierung dieser besonderen Theatervorstellung. Nur dank seiner großzügigen Unterstützung konnte das Eintrittsgeld für die Auszubildenden so niedrig gehalten werden. Dafür sei ihm auch an dieser Stelle im Namen aller Beteiligten ausdrücklich gedankt.

Kranzler, StD

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