Veranstaltungshinweise

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Vereinte Nationen: "Ein Bericht aus der Hölle"

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Am 17. Oktober 2016 besuchten Frau Birgit Mair vom Nürnberger Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. (ISFBB) und Frau Haile aus Eritrea das Berufsschulzentrum Neumarkt  im Rahmen des Projekts "Refugees welcome?!".

Stellvertretend für viele Flüchtlingsschicksale berichtete Frau Haile von ihrer Flucht aus Eritrea. Ungefähr 120 Schüler/innen aus verschiedenen Klassen nahmen an der Veranstaltung teil, die von der Amadeu-Antonio-Stiftung kofinanziert wurde.

 

Aus keinem Land Afrikas fliehen so viele Menschen wie aus Eritrea. 360.000 Eritreer befanden sich letztes Jahr außer Landes – bei einer Bevölkerung von gerade einmal fünf Millionen. Die Eritreer fliehen vor dem Diktator Isayas Afewerki, der seit fast 25 Jahren an der Macht ist. Hunderttausende Eritreer fliehen vor lebenslangem Militärdienst, Terror und Verfolgung. Ein UN-Bericht über Eritrea  liest sich wie ein Bericht aus der Hölle. Er basiert zu großen Teilen auf Schilderungen von Flüchtlingen, denn die Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten Nationen für Eritrea wurde nicht ins Land gelassen. Der Bericht spricht von Tötungen, willkürlichen Verhaftungen, Folter und Vergewaltigungen. Menschen werden in Straflager, Erdlöcher oder Schiffscontainer gesperrt, heißt es dort. Im Jahr 2015 flüchteten deswegen 10.876 Bürger aus Eritrea nach Deutschland und beantragten hier Asyl.

Als Einstieg gab Birgit Mair einen kurzen Überblick über die Migration, die zur Menschheitsgeschichte gehört. Dann berichtete Frau Haile von ihrer Flucht aus Eritrea. Die heute 35-Jährige ist in Äthiopien aufgewachsen. Als Teenager wurde sie und ein Teil ihrer Familie in das Nachbarland Eritrea abgeschoben. Ein Jahr später zog sie nach Saudi-Arabien, wo sie vier Jahre lang als Lehrerin arbeitete. Zurück in Eritrea wurde sie zum Militärdienst zwangsrekrutiert, obwohl sie bereits Mutter eines kleinen Kindes war. Nach ihrer Weigerung, auf unabsehbare Zeit dem Militär zu dienen, sperrte man sie ins Gefängnis. Durch Bestechung des Gefängnispersonals konnte sie nach zwei Monaten entkommen, musste aber ins Ausland fliehen. Ende 2004 gelangte sie nach Deutschland. Als ihr Sohn sechs Jahre alt war, konnte er mit viel Glück nachkommen. Ellie ist nicht als Asylberechtigte anerkannt und engagiert sich als Menschenrechtsaktivistin bei "Reporter ohne Grenzen".

Im Anschluss an ihren Vortrag konnten die Schüler/innen Fragen an die Referenten stellen. Auf die Frage was Frau Ellie hier in Deutschland am meisten schätze, antwortete sie: "Ich kann hier meine Meinung frei sagen". Ein Antwort, die man als Deutscher nicht erwartet hatte. Diese Freiheit ist für uns so selbstverständlich geworden, dass wir die Möglichkeit unsere Meinung zu sagen nicht mehr als Wert wahrnehmen. Jemand, der aber aus einem Land wie Eritrea kommt, das sich auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 180 von 180 Plätzen befindet, ist sich dieses Wertes sehr wohl bewußt!

Herzlichen Dank allen Beteiligten für diesen Einblick in ein Flüchtlingsschicksal. Herzlichen Dank auch den Schülern und Schülerinnen, die bereit waren sich damit auseinanderzusetzen und die nicht undifferenziert über "die Flüchtlinge" urteilen.

Die Entscheidung ob ein Mensch - und nicht eine Flut von Menschen, Flut gibt es nämlich nur am Meer - hier in Deutschland bleiben kann, hängt immer vom Einzelschicksal des Flüchtenden ab. Dieses Einzelschicksal zu beurteilen ist sicher nicht immer ganz einfach, muss aber vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Einzelfall durchgeführt werden und erfordert deshalb Zeit.

Vielleicht tritt ja das Fragezeichen im Titel “Refugees welcome?!“ nach dieser Veranstaltung ein klein wenig hinter das Ausrufezeichen !?

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