Bericht des Fachbereiches Religion für das Schuljahr 2011/2012

Veröffentlicht in Religion Jahresberichte

Die Medien machen aus ihr noch eine gesellschaftliche Größe, sie wird im Wesentlich nur über sie wahrgenommen. Massen - Events, die man hervorragend zu zelebrieren weiß, zeugen davon. Die Frage muss sich aber anders stellen: Wie wird die Kirche wahrgenommen, ist sie für die Menschen ein Ideal, an dem sie ihr Leben orientieren können? Sind Gesetze und Weisungen der Kirche noch zeitgemäß, sodass sie von Menschen ernst genommen werden? Im Religionsunterricht erlebe ich vieles anders. Junge Menschen von heute sind nicht schlechter als früher, aber sie haben immer weniger mit Kirche und somit, wenigstens vordergründig, weniger mit Religion zu tun. Viele Begriffe, die vor Jahrzehnten noch Allgemeingut waren, sind heute für viele Zeitgenossen und nicht nur für junge, wie „chinesisch", wie es Bischof Joachim Wanke kürzlich formuliert hat. Der Bischof von Erfurt erfährt dieses bei seinen Mitmenschen, Bürgern der ehemaligen DDR – religiös chemisch rein erzogen – jeden Tag. „Religiöse Vokabeln sind für viele Thüringer und Sachsen wie ‚Chinesisch'. Sie sind ihnen unverständlich und werden nicht mehr als Hilfe zur Lebensdeutung und Lebensbewältigung erfahren". Selbst wir in der katholischen Oberpfalz sind für zukünftige Generationen nicht mehr weit davon entfernt.
Wenn Religionslehrer katholischen oder evangelischen Religionsunterricht erteilen, dann tun sie das im Auftrag ihrer Kirche. Nach den Verträgen des Vatikan mit dem deutschen bzw. bayrischen Staat darf nur Religionsunterricht erteilen, wer die Missio Canonica, die kirchliche Lehrerlaubnis, hat. Sie stehen im Spannungsfeld kirchlicher Erwartungen und Vorgaben und den Erwartungen und Bedürfnissen ihrer Schüler. Ist das Fach Religion noch Christen-„Lehre", wie es früher hieß? Kann Religionsunterricht auswendig lernen von dogmatischen Lehrsätzen aus einem Katechismus, wie ältere Mitbürger aus ihrer Schulzeit noch kennen, sein? Nein, dies entspräche weder den schulaufsichtlichen Vorgaben, noch der Lebenswirklichkeit unserer Schüler. RU ist vor allem Werteerziehung! Werte können nur dann akzeptiert werden, wenn sie zuerst gewusst, erfasst, als wertvoll akzeptiert und dann verinnerlicht werden. Das könnte aber auch ein Ethikunterricht. Der besondere Wert des Religionsunterrichts liegt aber außerdem im Erfassen einer religiös – geistlichen Dimension im Leben der Schüler. Hier liegt die Chance der Kirchen, deren ureigenstes Anliegen es ist, Jesus Christus als den Auferweckten zu verkünden. Sein Anspruch auf Wahrheit und die daraus resultierende Moral: Leben aus der Liebe Gottes! Es ist befreiende Hilfe zur Lebensdeutung und Lebenshilfe. Das Eu-angelion, das Evangelium – die Frohe Botschaft – ist für den, der Glauben als eine Lebenswirklichkeit erkennt, ungemein befreiend. Religionsunterricht ist heute Mission geworden, Religionslehrer Missionare. Um Bischof Joachim Wanke noch einmal zu zitieren: „Menschen hätten durchaus ........ Interesse am Christentum - Religion und Kirche- (der Autor), wenn es ihnen glaubwürdig begegnet." An anderer Stelle sagt er: „Der Gottesglaube ist bekanntlich keine Ware. Mission meint nicht Werbung für einen Verein religiös interessierter Leute. Sie versteht sich vielmehr als ein Hebammendienst beim Entstehen und Wachsen eines neuen, österlichen Lebens, das nur Gott schaffen kann. Die Kirche und jeder einzelne Christ kann aber für andere zum Geburtshelfer dieser Neugeburt werden." Das ist ein Anspruch, der nur dann Wirklichkeit werden kann, wenn man sich öffnet, sich auf Menschen einlässt, sich in allen Lebenslagen mit ihnen solidarisiert und sie dort abholt, wo sie sind.
Um am Schluss noch einmal Bischof Wanke zu Wort kommen zu lassen: „Ob der Glaube dann helfe, die Kirche zu entdecken, sei eine andere Frage. Die Zukunftskirche werde weniger von der Institution geprägt sein, sondern mehr vom Menschen. Meine ‚Missionsstrategie' setzt auf ‚Zeugen', die etwas erlebt haben und bereit sind, anderen davon zu erzählen".

Aus dem täglichen Leben des Religionsfachbereiches

An der Berufsschule Neumarkt bemüht sich ein engagiertes Team aus Religions-lehrerinnen und Religionslehrern beider Konfessionen um einen guten erfolgreichen Religionsunterricht.
Der Katholische Religionsunterricht wird, wie auch schon im letzten Schuljahr, an unserer Schule von 10 Lehrerinnen und Lehrern erteilt. Vier von ihnen sind im kirchlichen Dienst. Die übrigen Lehrerinnen und Lehrer erteilen Religionsunterricht im Nebenfach und sind mit einer Stundenzahl zwischen 4 und 10 Stunden Religionsunterricht pro Woche eingebunden.
Insgesamt waren in diesem Schuljahr 92 Wochenstunden an katholischer Religion zu halten. Wobei bei den Blockklassen statt der vorgeschriebenen 3 Stunden nur zwei erteilt wurden, und bei der 13. Jahrgangsstufe hat man auf den Religionsunterricht gänzlich verzichtet. Sollte sich das Religionslehrerangebot verbessern, sind wir bestrebt, auch diesen fehlenden Unterricht einzubringen.
Für den evangelischen Religionsunterricht waren zwei kirchliche Mitarbeiterinnen in das Team eingebunden. Es wurden inklusive der Außenstelle Mühlbach insgesamt 14 Stunden evangelischer RU erteilt. Ethik wird parallel zum evangelischen RU an jedem Wochentag für 2 Stunden angeboten.

Über den Unterricht hinaus führt die Religionsabteilung weitere Aktionen durch, die die Sensibilität der Schüler für den Wert der Mitmenschlichkeit stärken sollen. Seit vielen Jahren beteiligt sich die Berufsschule an der Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber e.V. Diese Aktion wird in Zukunft nur jedes 2. Jahr bedient. Ein sehr wichtiges Projekt der Berufsschule Neumarkt ist seit Jahren die Unterstützung des Kinderhospizes St. Nikolaus im Allgäu geworden. Nicht nur der finanzielle Beitrag, der heuer, wie die letzten Jahre, ca. 2000 € betragen wird, ist uns hierbei wichtig. Wir können jungen Menschen den Wert des Lebens, gerade des kranken und behinderten Lebens, anschaulich nahe bringen.
Das „Schulinterne-Krisen-Interventions-Team" SIKIT traf sich im letzten Herbst, um eventuell prekäre Situationen, die an einer Schule entstehen können, zu besprechen, um im Notfall vorbereitet zu sein.
Alljährlich bemühen sich die Religionslehrer um ansprechende Anfangs- und Abschlussgottesdienste, die sie in ökumenischer Weite durchführen. Positive Rückmeldungen von verschiedenen Seiten bestärken sie in diesem Bemühen nicht nachzulassen. Hier darf ich den beiden Geistlichen H. Pfr. Eyselein aus Pyrbaum und H. Pater Amadeus Buchzyk aus Freystadt besonders herzlich für ihr Engagement und ihren Einsatz danken; vor allem auch für die Zeit, die sie sich zusätzlich für eine intensive Vorbereitung und Planung nehmen.

Zum Schuljahresende 2011/12 haben die Kolleginnen und Kollegen der Religionsabteilung über die konfessionellen Grenzen hinweg eine Wallfahrt auf den Maria-Hilf-Berg be-gang-en. Vom Kloster St. Josef aus ging es den Kreuzweg hinauf zur neurenovierten Wallfahrtskirche Maria-Hilf. Dort gestalteten die KollegInnen eine Vesper. Mesner Reinhard Brock erklärte anschließend die Kirche und führte durch die klösterlichen Gebäude. Dabei wusste er mit allerlei Anekdoten die Zuhörer zu begeistern. Dieses schöne Unternehmen fand seinen gemütlichen Ausklang bei einer „Agape" im Gasthaus Schuster in Pilsach, nicht bevor unser Kollege Alois Kölbl einige Sehenswürdigkeiten dieses schönen Ortes gezeigt hatte.
Herzlichen Dank dem Schulleiter Albert Hierl, der sich unserer gemeinsamen Sache eng verbunden weiß. Den Hausmeistern und den Damen des Sekretariats, die uns allzeit gerne behilflich sind.
Den Kolleginnen und Kollegen darf ich an dieser Stelle danken für ihren überaus engagierten Einsatz in einem nicht immer einfachen Metier. Weiterhin guten Mut und Gottes Segen!

Johann Rupp, StD
Fachbetreuer Religion

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