Bericht des Fachbereiches Religion für das Schuljahr 2008/2009

Veröffentlicht in Religion Jahresberichte


Problematischer ist die Anfrage, wenn sie von den Betrieben kommt. Manche Ausbilder erwarten in der begrenzten Zeit eine möglichst gute Ausbildung im beruflichen Bereich. Alles andere, so meinen sie, wäre überflüssig und in den allgemein bildenden Schulen doch längst behandelt.
Auch hat sich der Stellenwert der Religionsnote im Zeugnis stark verändert. Während man früher sowohl im Elternhaus als auch im Betrieb großen Wert auf eine gute Religionsnote legte und von ihr auf den Grad der Sozialisierung schloss, wird sie heute vielfach als Nebensache abgetan. Ein Indiz für das Werteverständnis unserer Gesellschaft?

Gerade nach Katastrophen, sei es der Amoklauf in Winnenden oder Erfurt, sei es die Finanzkrise deren Ursache mit einer allgegenwärtige Gier begründet wird, werfen in der öffentlichen Diskussion immer wieder die Frage nach den Werten einer Gesellschaft auf. Damit verbunden die Forderung nach der Werteerziehung; denn ohne Werteerziehung in Elternhaus, Kindergarten, Schule oder Betrieb keine Charakterbildung, d.h. kein Handeln von Menschen nach verinnerlichten, als wertvoll und unverzichtbar erkannten Wertmaßstäben. Relativismus ist die Folge.
Welche Rolle spielen dabei die Religionen? Der Volksentscheid in Berlin und heiße Diskussion im Vorfeld zeigen, dass den Religionen nicht mehr unumstritten die Kompetenz und das Recht diese Werteerziehung durchzuführen zugesprochen wird. Hat christliche Werteerziehung noch einen Platz in unserer Gesellschaft? Kann ein Lebenskundeunterricht den Religionsunterricht ersetzen, zumal der Zuspruch für die christlichen Religion in allen Konfessionen schwindet?
In unserer Hauptstadt gehören nur noch 40% einer Religion an und dabei spielen die Muslime, gerade in Berlin, keine unbedeutende Rolle.
Diese Politik gibt es aber, Gott sei Dank, nur in Berlin. Die Verantwortlichen der anderen Bundesländer wissen sehr wohl, welchen kulturellen Wert der Religionsunterricht an unseren Schulen hat. Er ist überall geschätzt.
Eine in ihrer Tradition christlich geprägte Gesellschaft, deren große gesellschaftlichen und ethischen Errungenschaften, einschließlich der Menschenrechte – gründen sie doch auf diesem christlichen Fundament - kann nur durch die Erziehung der Menschen im Geist der christlichen Religion und deren Wertmaßstäben aufrechterhalten werden. Sie muss aber von Menschen weitergegeben werden, die selbst davon zuinnerst überzeugt sind. Die das , was sie glauben auch bezeugen und leben.
Wertevermittlung geschieht zuerst im Bereich des Affektiven der natürlich durch eine starke kognitive Komponente gestützt werden muss. Wertevermittlung ist Erziehung, Erziehung erfolgt aber nicht durch einmalige oder sporadische Aktionen, sondern braucht die Kontinuität, das Einüben, den langen Atem.
Deswegen ist Religionsunterricht auch in Berufsschulen und darüber hinaus für eine von Verantwortungsbewusstsein getragenen Reife von Menschen überaus notwendig.
Der kirchlich unverdächtige Journalist Hans-Ulrich Jörges von der Zeitschrift Stern schreibt in einem Kommentar zum Volksentscheid „pro Reli" in Berlin: "Übrigens: Ich gehöre keiner Kirche an, habe aber „pro Reli" votiert. Meine

Töchter, inzwischen erwachsen, wurden
nicht getauft. Ich habe sie dennoch in den
Religionsunterricht geschickt, weil ich die
christliche Werteerziehung für
unverzichtbar halte..."

An der Berufsschule Neumarkt bemüht sich ein engagiertes Team aus Religions-lehrerinnen und Religionslehrern beider Konfessionen um einen guten erfolgreichen Religionsunterricht. Gerade die lebensgestaltenden Themen nehmen dort eine bevorzugte Stellung ein. Der junge Mensch soll befähigt werden, nach seinem Gewissen mit Hilfe der erworbenen Wertgrundsätze die wichtigen Entscheidungen im seinem Leben eigenverantwortlich zu treffen und zu verantworten.
Über den Unterricht hinaus führt die Religionsabteilung weitere Aktionen durch, die die Sensibilität der Schüler für den Wert der Mitmenschlichkeit stärken sollen.
Schon traditionell, seit vielen Jahren, beteiligt sich die Berufsschule an der Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber e.V. Wir konnten auch 2008 wieder 807 € überweisen.
Ein zweites Projekt ist uns nun seit 2 Jahren zugewachsen. Wir unterstützen das Kinderhospiz St. Nikolaus im Allgäu. Nicht nur der finanzielle Beitrag, der heuer wieder 2000 € betragen wird, ist uns hierbei wichtig. Wir können jungen Menschen den Wert des Lebens gerade des kranken und behinderten Lebens anschaulich nahe bringen.

Allen Kolleginnen und Kollegen darf ich an dieser Stelle danken für ihren überaus engagierten Einsatz in einem nicht immer einfache Metier.

Johann Rupp, StD
Fachbetreuer Religion

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